Ein universaler Denker

Das Erfahrungsfeld

Erst mit der Entwicklung des Erfahrungsfeldes zur Entfaltung der Sinne gelang es Kükelhaus, einem breiten Publikum sein Anliegen nahe zu bringen. Als Wanderausstellung wurde das Erfahrungsfeld seit der Mitte der 70er Jahre an zahlreichen Orten im In- und Ausland gezeigt. Im aktiven Umgang mit den ca. 40 Experimentier- und Spielstationen wird den Menschen die Möglichkeit geboten, die Gesetzlichkeiten der äußeren Natur (wie z.B. Schwingung, Schwerkraft, Polarität, Farbe usw.) in ihren gegenseitigen Wirkzusammenhängen mit den physiologischen Gesetzlichkeiten ihrer inneren Natur, sprich der Sinnesvorgänge und Körperbewegungen, vegetativ unmittelbar zu erfahren. Die - oft schon verkümmerte - Fähigkeit zur Sinneserfahrung wird im Erfahrungsfeld wieder angeregt oder erweitert, so dass man neu erleben kann, " ... wie das Auge sieht - das Ohr hört - die Nase riecht - die Haut fühlt - die Finger tasten - der Fuß (ver)steht - die Hand (be)greift das Gehirn denkt - die Lunge atmet - das Blut pulst - der Körper schwingt - ... ."

Das Erfahrungsfeld war für Kükelhaus aber nur ein methodischer Ansatz, sensibilisierend, bewusst machend und ausgleichend auf die von ihm aufgezeigten Defizite zu wirken. Und solange es nicht zu einer grundsätzlichen Umorientierung und Umgestaltung unserer Welt kommt, wird dieses Erfahrungsfeld - und das, was in Anlehnung daran vielerorts neu aufgebaut wird - seine Aktualität und Notwendigkeit nicht einbüßen.

Lebenslauf

1900

Geboren am 24. März in Essen


Vater: Hugo Kükelhaus sen., Schriftsteller, mittelständischer Wirtschaftspolitiker, Mitorganisator der beruflichen Selbstverwaltungskörper des deutschen Handwerks; Mutter: Marie Kükelhaus, geb. Hovestadt; Schwestern Freya und Hiltrud, Brüder Heinz und Hermann: beide Schriftsteller

1919

Abitur


danach Lehr- und Wanderjahre als Bau- und Möbelschreiner

1925

Meisterprüfung im Schreinerhandwerk


Studium in Heidelberg, Münster, Königsberg. Schwerpunkte: Soziologie, Philosophie, Mathematik (Logik), Physiologie

1930

Heirat


mit Emilie, geb. Scharpenack (1898 - 1986) aus Kettwig/Ruhr; Sohn Friedrich, Tochter Barbara verh. Vogel

seit 1930

Innenarchitekt in Bochum (Fa. Dickerhoff)


Beginn freier gestalterischer Arbeit und journalistisch-schriftstellerischer Tätigkeit

1931

Übernahme der Fachzeitschrift Das Tischlergewerk


nach dem Tod des Vaters als Herausgeber und Schriftleiter für diese mit Unterbrechnungen bis 1943 tätig. Von 1948 bis 1956 freier Mitarbeiter der Zeitschrift

1934

Umzug nach Caputh bei Potsdam


seit 1934

Mitarbeiter des Alfred Metzner Verlages, Berlin


als Herausgeber der Reihen Schriften zur deutschen Handwerkskunst (1935ff.) und Die deutsche Warenkunde (1939ff., Informationsdienst über vorbildlich gestaltete handwerkliche und industrielle Gebrauchsgüter) und als Autor: Urzahl und Gebärde (1934) und Werde Tischler (1936). Vorträge, Schulungen, Organisation von Ausstellungen. Zusammenarbeit mit dem "Kunstdienst" und dem "Deutschen Handwerks-Institut" (Berlin)

1939

Herstellung des Spielzeug Allbedeut

(später auch "Greiflinge" genannt)


eines Sortiments von Holzspielzeugen für Kleinstkinder

1939 - 1945

Soldat


zeitweise freigestellt zur handwerklichen Schulung und Rehabilitation körperbehinderter Verwundeter. Mitglied des Widerstandskreises um Fritz-Dietlof Graf von der Schulenburg

1940 - 1941

durch von der Schulenburg Landeshandwerkspfleger von Schlesien in Breslau


1948

Übersiedlung nach Westdeutschland


1949 - 1954

Wohnung in Wamel am Möhnesee


Haus und Grafikwerkstatt Kätelhön

1950 - 1953

Lehrtätigkeit an der Werkschule Münster


Bildgeschichten vom Träumling (1951/1952) und Das Wort des Johannes (1953). Ausbau einer ehemaligen Fachwerkscheune im Soester Bergenthalpark (Das Unbezahlbare Haus)

1954

Umzug nach Soest


seit 1954

ausschließlich freiberufliche Tätigkeit als Schriftsteller (Anthropologie, Kulturkritik, Architektur, Sinnesphysiologie und -therapie, Pädagogik) und bildender Künstler (Zeichnung, Plastik, Glaskunst u.v.m.)


Mitarbeit bei der innenarchitektonischen Ausstattung von zahlreichen Kirchen und öffentlichen Gebäuden, besonders im Ruhrgebiet und im Münsterland; umfangreiche Vortrags- und Seminartätigkeit

1957

künstlerische Gestaltung und Innenausstattung der Ev. Erlöserkirche in Essen

einschließlich der gesamten Farbglasfenster


seit ca. 1960

Intensivierung der theoretisch und experimentell durchgeführten Untersuchungen über die Sinnesprozesse

Entwicklung des naturkundlichen Spielwerkes



1966

Stahlwand im Foyer des Stadttheaters Dortmund

(mit Fritz Kühn)


1967

Beteiligung an der Weltausstellung in Montreal

mit 12 Spiel- und Erfahrungsgeräten des naturkundlichen Spielwerkes sowie an der 2. internationalen Schulausstellung in Dortmund


1973

Prägung des Begriffes "Unmenschliche Architektur"


In der Folge Beratung und künstlerische Mitarbeit im Sinne einer "organgesetzlichen" Architektur beim Bau von Schulen, Kindergärten, Industriebetrieben; u.a. ab 1975 in mehreren Werken der Fa. Schweisfurth (HERTA KG), 1980/1981 beim Schulheim Rodtegg/Luzern für körperbehinderte Kinder (Architekt: Otto Schärli), 1980 bei der Neugestaltung des Schulhofs des Archigymnasium in Soest

1975

Erste Präsentation des Erfahrungsfeldes zur Entfaltung der Sinne

bei der Internationalen Handwerksausstellung EXEMPLA in München


Danach Wanderausstellung des Erfahrungsfeldes in zahlreichen Städten Deutschlands und der Schweiz

1977

Gründung des Arbeitskreises für eine organgesetzliche Lebensgestaltung Organismus und Technik e.V.

in Deutschland und in der Schweiz


1978

Konrad-von-Soest-Preis des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe für sein Lebenswerk


1982

Buchprojekt Entfaltung der Sinne gemeinsam mit Rudolf zur Lippe


1982 - 1984

Planung und Bau Haus Graubner in Herrischried (Südschwarzwald)

mit Wolfram Graubner


1984

gestorben am 5. Oktober

in Herrischried; Grabstätte in Mustin bei Ratzeburg, dem Wohnort seiner Tochter