Das Haus Kükelhaus und seine Umgebung

 "Soest? Das ist doch, wo der Kükelhaus lebt!"
(Heinrich Böll)

Drei Jahrzehnte lang lebte Hugo Kükelhaus in Soest, der Stadt, die ihm eine für seine Arbeit förderliche Umgebung und Atmosphäre bot.

Dies gilt insbesondere für sein Wohnhaus, am Eingang des Bergenthal-Parks gelegen, das er "Das unbezahlbare Haus" nannte.

Weitere Links:

Website der Stadt Soest

PDF-Datei "Das unbezahlbare Haus"

Panorama der Stadt Soest

Das Haus Kükelhaus ist eine zweigeschossige, 1670 in Stockwerksbauweise errichtete Fachwerkscheune des von Dolffs´schen Anwesens, eines in einem innerstädtischen Park gelegenen Adelshofes des 17. und 18. Jahrhunderts.

Es liegt nahe zur Nöttenstraße und prägt daher das Erscheinungsbild des ehemaligen Adelssitzes wesentlich mit. Dadurch ist wohl auch die für ein Scheunengebäude sehr aufwändige Gestaltung und Verzierung im Außenbereich erklärbar. So finden sich an der Giebelseite zur Straße sehr aufwändig gearbeitete Füllhölzer, welche mit Profilbändern, Diamentierung und floralen Motiven verziert sind. Das ehemalige Deelentor liegt außermittig und ist heute durch große Fensterbahnen ersetzt.

1954 übernahm Hugo Kükelhaus diese zu dem Zeitpunkt stark verfallene Scheune und baute sie zu seinem Wohnhaus und seiner Werkstätte um. Die vorsichtige und rücksichtsvolle Art des Umbaues war für die Zeit ungewöhnlich und ist selbst heute noch für die Denkmalpflege beispielhaft.

Bild der Scheune im Bergentalpark vor dem Umbau zum "unbezahlbaren Haus"

Er nannte das Haus „Das unbezahlbare Haus“. Damit spielte er aber nicht auf die Umbaukosten an, sondern meinte die Atmosphäre und die Erfahrungen, die ihm das Haus vermittelte und die auch sein weiteres Schaffen beeinflussten.

Am Haus lassen sich auch Grundpinzipien des von ihm sogenannten organlogischen Bauens, der Farbgestaltung und der Materialbedeutung nachvollziehen, die nach Kükelhaus von entscheidener Bedeutung für das Wohlgefühl eines Menschen sind.

Nach dem Tode von Hugo Kükelhaus im Jahre 1984 wurden seine Arbeitszimmer im Ober- und Dachgeschoss nahezu unverändert belassen und vermitteln heute als Museum und Archiv die Kükelhaus`sche Philosophie „Mit den Sinnen leben“.

Bis heute bewahren die ehemaligen Arbeitsräume ihre authentische Ausstrahlung und bieten, mit den Ausstellungsstücken in den übrigen Teilen des Hauses, eine lebendige Möglichkeit, sich der Schaffenswelt dieses vielseitigen Menschen zu nähern.

Weitere Links:

PDF-Datei: Soester Anzeiger vom 18.11.2010: 250-Jähriges im Bergenthalpark

Blick in das Arbeitszimmer im Haus Kükelhaus

Das Haus Kükelhaus markiert gemeinsam mit der Volkshochschule den Eingang zum "Bergenthalpark", der zum ehemaligen von Dolffsschen Hof gehört, einem Adelshof des 17. und 18. Jahrhunderts. Die heute noch erhaltene Gesamtanlage des Anwesens, bestehend aus Wohnhaus, Scheune, Stallungen und Teehäuschen im Park wurde Ende des 19. Jahrhunderts durch den Kaufmann Constantin Wilhelm Bergenthal erworben, der so zum Namensgeber wurde für diesen heute frei zugänglichen innerstädtischen Park.

Der Sitz der Volkshochschule ist das ehemalige Wohnhaus von 1670, das 1985 für diese Zwecke renoviert wurde. Das Haus Kükelhaus war ursprünglich die Scheune des Anwesens und stammt ebenfalls aus dem Jahre 1670. Die unmittelbar anschließende, erst später errichtete Stallung von 1760, wurde 1962 zu einer Altentagesstätte umgebaut.

Mit gut einem Hektar ist der "Bergenthalpark" die größte Parkanlage innerhalb der Stadtmauern. Seinen außergewöhnlicher Charme bekommt er durch seinen wertvollen, bis 160 Jahre alten und zum Teil seltenen Baumbestand auf den ausgedehnten Rasenflächen. Von vielen Soester*innen wird der Park als ruhiges Kleinod inmitten der Stadt geschätzt, aber auch Familien besuchen mit ihren Kindern gerne den kleinen Spielplatz.

Die auf Hugo Kükelhaus zurückgehenden Spielstationen aus dem von ihm entwickelten "Erfahrungsfeld der Sinne" wie die "Partnerschaukel", das "Drei-Zeiten-Pendel" und die „Rotierende Scheibe“ sind beliebte Spielpunkte im Park während der "Kettensteg" den Spielplatz ergänzt.

Darüber hinaus finden sich im Park noch zwei Skulpturen aus Grünsandstein: „Die Liebenden“ „Die Stille“ der Krakauer Künstlerin Janina Papp und „Großer Torso“ von Michael Schoenholtz sowie eine Boulebahn.

Weitere Links:

Mehr zu den Skulturen „Die Liebenden“ „Die Stille“

Mehr zur Skulptur „Großer Torso“

PDF-Datei: Soester Anzeiger vom 23.07.2010: Soester Lieblingsplätze

Besuche im Haus Kükelhaus sind gerne nach Anmeldung möglich. Bei Interesse an einem Besuch wenden Sie sich bitte an unsere Geschäftsstelle.

Gruppenführungen (ca. 90 Minuten) können jederzeit, auch für die Wochenenden, verabredet werden. Hierfür wenden Sie sich bitte an die Tourist information der Stadt Soest (Tel. 02921 / 103 - 6110).

Der Bergenthalpark ist öffentlich und jederzeit frei zugänglich. Park und Haus Kükelhaus sind eine Station des Altstadtrundgangs.

Weitere Links:

Kontakt zur Geschäftsstelle

Link zur Tourist information der Stadt Soest

PDF Datei zum Altstadtrundgangs

Die gestalterischen Arbeiten von Kükelhaus in Soest sind im Umfang nicht zu vergleichen mit den Arbeiten (beispielsweise komplette Inneneinrichtungen öffentlicher Gebäude, wie Rathäuser, Schulen und Kirchen ...), die er andernorts in Westfalen und im Ruhrgebiet, aber auch bis hin nach Süddeutschland und in die Schweiz geschaffen hat.

Die Arbeiten, die Kükelhaus in Soest realisieren konnte, stellen dennoch ein breites Spektrum dar, das vom Möbelentwurf über künstlerische Arbeiten bis hin zu Spielgeräten reicht.

Soester Spuren

Am bekanntesten ist wahrscheinlich die große Gesteinskomposition im Kreishaus, die Kükelhaus im Jahre 1958 schuf und die er selbst im Soester Anzeiger unter dem Titel "Der volle Duft des Lebendigen" (20.06.1958) vorstellte. Die Wirkung dieses Wandreliefs ist heute nicht mehr im ursprünglichen Sinne zu erfahren. Ehemals begrenzte es einen Treppenaufgang, der aus dem Eingangsbereich hinaufführte.

Beim Umbau bzw. Neubau des Kreishauses vor Jahren wurde dieser Treppenaufgang beseitigt, so daß die Umrißform des Wandmosaiks dem heutigen Betrachter als willkürlich erscheint. Eine ähnliche Wandgestaltung brachte Kükelhaus etwas später auch im Verwaltungsgebäude der Deutschen Forschungsgemeinschaft in Bonn an. Er verwendete jeweils solche Gesteine, die der Gegend entstammen.

Weitere Links:

PDF-Datei: "Der volle Duft des Lebendigen"

 

Kreishaus Soest

Nur wenige Soester wissen, daß Kükelhaus auch in einigen Kirchen der Stadt seine Spuren hinterlassen hat.

So stammen zwei Portale der Petri-Kirche, und zwar das westliche Turmportal sowie die Tür zwischen dem sogenannten Paradies und dem Innenraum der Kirche, von Kükelhaus. Es sind schöne, schwere Eichentüren, die jedoch nicht, wie die Portale von Fritz Viegener und Gerhard Marcks, als Kunstwerke betrachtet werden wollen.

 

Portal der Petrikirche

Neu St. Thomä erhielt 1957 eine Kanzel, einen Altar und zwei Türen nach Entwürfen von Kükelhaus. Während die Kanzel und der Altar 1975/76 in die damals neu errichtete Lukas-Kirche in Lippstadt-Hörste verbracht wurden, verblieben die Türen in der Kirche. Die Kanzel ist seit ein paar Jahren wieder zurück in St. Thomä.

Neu St. Thomä

Auch das Turmportal der Pauli-Kirche ist ein Kükelhausentwurf. Die Feinheiten und die rhythmische Struktur erschließen sich erst der genauen Betrachtung: Die Kassettenaufteilung bzw. die Rahmenfügung ist leicht asymmetrisch angelegt. Variationen finden sich bei der Abmessung der Felder und auch bei den Kehlungen. Auffallend schön ist der bronzene Griff der Tür.

Noch im Soester Nachlass vorhandene Entwurfszeichnungen zeigen nicht nur sehr gut die ursprüngliche Gestaltungsidee von Hugo Kükelhaus für dieses Portal, sondern sie verdeutlichen auch seine Arbeitsweise und seine Verwurzelung im Tischlerhandwerk mit seinen Bearbeitungs- und damit auch Gestaltungsmöglichkeiten. So hat er die Tür bis ins kleinste Detail geplant und die Zeichnungen mit Handlungsanweisungen versehen wie „Urwüchsige Spiegeleiche mit Ammoniakdämpfen geräuchert (nicht gebeizt !)“ oder „Profile nicht mit der Maschine gefräst, sondern von Hand gekehlt, Holz gehobelt , nicht unter Schleifband.“

Weitere Links:

PDF-Datei: Entwurfszeichnungen

Mit Ammoniakdämpfen geräuchert

 

Portal der Paulikirche

Beim Neubau der Friedhofskapelle auf dem Osthofen-Friedhof im Jahr 1956 wurde Kükelhaus vom städtischen Bauamt für die Aufgabe der Innengestaltung hinzugezogen. Er entwarf die Gliederung der Fensterflächen und setzte kleine Buntglasfenster in diese ein. Eine m. E. besonders gelungene Arbeit ist sein Entwurf für das Doppelportal in der Stirnwand des Raumes. Dieses Holzportal, das ganzflächig mit Kupferblech belegt und kassettenartig gegliedert ist, zeigt nichts als eingehämmerte Linienbänder, die an Wellen erinnern, sowie große, drusenartig eingelegte Halbedelsteine.

Osthofenfriedhof Kapelle

1963/64 erhielt Kükelhaus den Auftrag, Farbglasfenster für das Treppenhaus und die Eingangshalle der Pestalozzischule in Soest zu entwerfen. Die Fenster sind dort, wenn auch an anderer Stelle als ursprünglich, bis heute erhalten. Sie variieren das Thema Vögel.

Fenster in der Pestalozzi Schule

Auf einem ganz anderen Gebiet lag die Beteiligung von Kükelhaus an der Neugestaltung des Schulhofs des Soester Archigymnasiums 1980. Es ließ sich ermöglichen, daß die für „Kunst am Bau" vorgesehene Summe für die Installation einiger „Spiel- und Erfahrungsstationen zur Entfaltung der Sinne", verwendet werden konnte. Kükelhaus, der zum Zeitpunkt des Entstehens der Schulhofanlage mit seinem „Erfahrungsfeld" schon große Erfolge andernorts feierte, war darüber sehr froh.

Zuvor hatte er einige Prototypen bereits beim Neubau der Hauptschule Warstein installieren können sowie außerhalb des Kreises z.B. an Schulen in Dortmund und in der Schweiz. Was auf dem Schulhof des Archigymnasiums entstand, war genau genommen für ihn nur „ein Anfang" (so der Titel seines zur Einweihung verfaßten Essays), und zwar nicht nur, was den Umfang anbelangt, hier hoffte er auf Ergänzung um weitere Stationen, sondern insbesondere auch hinsichtlich der pädagogischen Nutzung und dem Umgang mit dieser Anlage. Ihm war klar, daß diese Geräte, wenn sie ausschließlich als Zeitvertreib für die Pausen Verwendung finden, nicht ihre volle Wirkung erlangen können. 

Schulhof Archigymnasium