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42 ) Wie ein Sinnes - Parcours nach Kükelhaus sprachlich zu ...

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<strong>42</strong> ) <strong>Wie</strong> <strong>ein</strong> <strong>Sinnes</strong> - <strong>Parcours</strong> <strong>nach</strong> <strong>Kükelhaus</strong> <strong>sprachlich</strong> <strong>zu</strong> motivieren vermag<br />

( Mirelle Meyer )<br />

„Mit allen Sinnen <strong>zu</strong>r Sprache; linguistisch - didaktische Analyse <strong>ein</strong>es Sprachprojekts<br />

mit Drittkläßlern“<br />

Ein <strong>Sinnes</strong> - <strong>Parcours</strong> <strong>nach</strong> <strong>Kükelhaus</strong> hatte viele Sommersemester hindurch an unserer EZW -<br />

Fakultät begeisterten Zuspruch gefunden, bescheidenere Varianten gehören in den Grundschulen in-<br />

zwischen <strong>zu</strong>m Projekt - Standard - Programm. Unseren Studierenden soll hier exemplarisch vermittelt<br />

werden, daß die linguistisch - didaktischen Modelle unseres Arbeitskreises ( vgl. St<strong>ein</strong>ert 95 )<br />

wie bei allen vierzig bisherigen Projektanalysen ( Überblick St<strong>ein</strong>ert 98 ) auch diese „sinnesfrohe“<br />

Praxis mit wertvollen diagnostischen Einblicken - u.a. <strong>zu</strong> Sprech - Schreibprozessen - auf<strong>zu</strong>-<br />

schließen vermag. Vfin ist von <strong>Kükelhaus</strong> wie von unseren Modellen begeistert, kennt „ihre“ Dritt-<br />

kläßler seit deren Einschulung und legt hier nun ihre Recherchen offen ( <strong>ein</strong> Video vom „Fest der<br />

Sinne“ sowie <strong>ein</strong> Tonband <strong>zu</strong>m Hörspiel liegen bei, auch <strong>ein</strong> Materialband von 187 S. Arbeitsblättern,<br />

Texten und Dokumenten ).<br />

Zunächst vermittelt Vfin <strong>ein</strong>ige theoretische Grundlagen <strong>zu</strong>r <strong>Sinnes</strong>differenzierung u. - philosophie<br />

von <strong>Kükelhaus</strong> sowie <strong>zu</strong>r Hirnhemisphären - Theorie von Bogan / Rico / Edwards - auf der u.a. die<br />

beliebte Clustering - Methode aufbaut, um vor diesem Hintergrund den Ablauf ihres Projekts ( vom<br />

29.04 bis 06.06. 98 ) gegliedert <strong>nach</strong> Phasen <strong>zu</strong> skizzieren, d.h. den nahe<strong>zu</strong> selbständigen Weg der<br />

<strong>Sinnes</strong>forscher <strong>zu</strong>m <strong>Sinnes</strong>parcours, in Präsentation der Gruppenarbeit: So wollten die „Augen -<br />

Diddel - Mäuse“ ( <strong>zu</strong>r Zeit der absolute Hit ! ) <strong>ein</strong>en Guckkasten bauen, die „Fühl - Mäuse“ in <strong>ein</strong>er<br />

„black box“ diverse Gegenstände ertasten und bezeichnen lassen, die „Super - Nasen“ stellten Ge-<br />

ruchsproben aus Küchen - Gewürzen und Badedüften <strong>zu</strong>sammen, und die „Meeresschnecken“ ließen<br />

Teesorten schmecken, die „BackStreetBoy - Ohren“ gaben <strong>zu</strong>letzt <strong>ein</strong> Hörspiel <strong>zu</strong>m besten. Doch<br />

lief all dies k<strong>ein</strong>esfalls glatt über die Bühne, Vfin geht sensibel auf die Persönlichkeits - sowie Me-<br />

thodikprobleme <strong>ein</strong>. Die Fragebogen - Tests <strong>zu</strong>m Riechen, Fühlen und Schmecken von Lebensmitteln<br />

zeigen, wie sehr sich Beschreibung und Bewertung bei den Kindern mischen, die Phantasiereise<br />

durch „<strong>Sinnes</strong> - Räume“ hätte mündlich bessere Effekte als im Schreiben erzielt, das Fortsetzen<br />

<strong>ein</strong>es<br />

Geschichtenanfangs gelang besser und lieferte das Material für Schreibprozeßanalysen; natürlich<br />

bot<br />

auch das Fest selber diverse Schreibanlässe: Einladungen, Plakate, „Tee - Getränke - Karten und<br />

Etiketten“, Briefkasten für persönliche Mitteilungen etc. . Vfin rekonstruiert auch <strong>ein</strong> interessantes<br />

Abschluß - Gespräch über die Funktion der Sinne, es gab auch schriftliches Lob ( - S. 27 ).<br />

Im zweiten Teil ihrer Examensarbeit spiegelt Vfin <strong>zu</strong>nächst ihr Projekt im didaktischen Fragenkatalog<br />

von Ivo sowie - exemplarisch - an Unterrichtsprinzipien. Die Hauptkapitel focussieren sodann<br />

den Sprech - und Schreibprozeß: Jeweils wird <strong>zu</strong>nächst <strong>ein</strong> linguistisches Basismodell dargestellt<br />

- Levelt <strong>zu</strong>m Mündlichen, Hayes / Flower <strong>zu</strong>m Schriftlichen -, und zwar in allen Details <strong>zu</strong><br />

Original sowie didaktischer Rezeption, bevor Befunde aus der Projektpraxis <strong>ein</strong>geholt und inter-<br />

pretiert werden: So läßt sich <strong>zu</strong>m Sprechprozeß <strong>ein</strong>es Schülers reflektieren, ob es sich in der Passage<br />

„ . . der Ausweis, dem ihn ( statt: den ihm ) der Mann hinreicht . . “ ( S. 48 ) um <strong>ein</strong>e grammatische<br />

Fehlcodierung handelt ( daß der Schüler also nicht auf die korrekten „forms“ im Wissensspeicher<br />

s<strong>ein</strong>es mentalen Lexikons <strong>zu</strong>rückgreifen kann ) oder um <strong>ein</strong>e eher prosodisch bedingte Kontamina-<br />

tion. Und was die Schreibprozeßanalysen angeht ( hier untersucht Vfin wie oben angedeutet die<br />

Fortset<strong>zu</strong>ngsgeschichten ), so fallen die Anknüpfungen der Schüler an den „text produced so far“<br />

im Teilprozeß „goal setting“ <strong>nach</strong> Hayes / Flower ganz unterschiedlich aus ( S. 60 ). Vfin gelingt<br />

auch <strong>ein</strong> Vergleich beider Modelle im Anschluß ( bis S. 68 ). Im letzten Kapitel widmet sich Vfin<br />

<strong>ein</strong>er gänzlich aktuellen Veröffentlichung ( W<strong>ein</strong>garten / Günther 98 ) <strong>zu</strong>r Differenzierung der Be-<br />

griffe im mentalen Lexikon. Durch <strong>ein</strong> eigenes Beispiel leistet sie <strong>ein</strong>en beachtlichen Transfer: Aus


eigener Projekterfahrung macht es für Vfin viel Sinn, die r<strong>ein</strong> grammatisch - rationalen Eintragungen<br />

im Modell <strong>zu</strong> ergänzen durch <strong>Sinnes</strong>differenzierungen, und sie vermerkt am Schüler - Beispiel<br />

Marcel, wie ihr Projekt <strong>zu</strong> dessen <strong>sprachlich</strong>er Motiviertheit im weitesten Sinne verhalf. Hier wären<br />

allerdings weitere Belege hilfreich gewesen.<br />

So motivationsstark die Anregungen <strong>zu</strong>m „<strong>Sinnes</strong> - <strong>Parcours</strong>“ vorgeführt werden - bereichert durch<br />

sensible Beobachtungen <strong>zu</strong> den Kindern sowie <strong>zu</strong> <strong>ein</strong>igen Methodikproblemen -, der Hauptgewinn<br />

dieser Arbeit liegt für unsere Studierenden m.E. in der sehr differenzierten Darstellung der nicht<br />

gerade unkomplizierten Modelle von Levelt, Hayes / Flower und Günther ( letzteres erst während<br />

des Projekts veröffentlicht ). Die Zielstrategie des Günther - Modells - das „grammatische Lesen“ -<br />

darf Vfin vor dem Hintergrund ihrer Projekterfahrung <strong>zu</strong> Recht durch Einbe<strong>zu</strong>g der <strong>Sinnes</strong>differenzierungen,<br />

quasi in Erweiterung, „vernetzendes ( sinn - volles ) Lesen“ nennen: Je reichhaltiger die<br />

Wörter und Begriffe bzw. Konzepte im mentalen Lexikon ( Levelt ) vernetzt sind, desto flüssiger<br />

und vor allem verständiger werden unsere SchülerInnen mit Sprache um<strong>zu</strong>gehen vermögen.

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